Patagonien
Auch wir in Patagonien! Eine faszinierende Landschaft, ein unglaubliches Wechselspiel des Wetters. Wir hatten 7 Reisetage, davon 7 mit Sonnenschein und 20 Grad, 7 mit Regen und Graupelschauern, 7 mit extremem Wind und Temperaturen am Gefrierpunkt. Das ist Patagonien, unglaublich wechselhaft. Auch die Landschaft. Die flache, trockene, braune Steppe (Estepa nicht Pampa) verwandelt sich plötzlich in extrem schroffe Berge und tiefblaue Seen und Gletscher und Eis. Guanakos, Kühe, Strauße, Falken, Adler und Kondore sieht man an jeder Ecke. Und einsam ist es. Wir sollen den Mietwagen vollgetankt am Flughafen abstellen, aber zwischen El Chalten und dem Flughafen gibt es keine Tankstelle, keinen Ort, nix - es sind 200 Kilometer! Aber es ist auch alles entspannter. Am Flughafen gibt es keine Rückgabemöglichkeit für das Fahrzeug? Stundenlang kein Handynetz, um den Vermieter zu erreichen? “Wir sind am Flughafen, was machen wir mit dem Auto?” “Legt den Schlüssel und 2000 Pesos für das fehlende Benzin ins Handschuhfach und lasst das Auto einfach stehen!” Ok, hat geklappt!
Nochmal zurück zur Landschaft. Ist das wirklich so besonders? Eigentlich nicht, wer in den Alpen war, kennt Gletscher (noch), kennt den Übergang aus der Po-Ebene oder vom Alpenvorland in die Kalkalpen. Ohne Vegetation ist das natürlich dramatischer, das kenne ich aus dem Himalaya oder aus den Gebirgen in der Türkei. Selbst die beeindruckenden Berge Fitz Roy (El Chalten) und Cerro Torre kennt man von den drei Zinnen und der Rosengartengruppe. Der Perito Moreno Gletscher ist allerdings einzigartig.
Die Anden sind Teil (ich weiß, wird manchmal anders gesehen) des alpidischen Orogens, also der aktuellen (letzte 100 Mio Jahre) Gebirgsbildungsphase und es ist nun einmal so, dass seit den Eiszeiten alle rezenten (also aktuellen) Gebirge den gleichen Prozessen unterworfen sind. Der eigentliche Unterschied der Gebirge ist das Klima. Patagonien liegt in den Roaring Forties, es ist also sehr, sehr windig und das kontinuierlich aus Westen. Da die Anden als Block dazwischen stehen, sind heftige Wetterwechsel, Föhnmauern, Steigungsregen etc. die Folge. Auch wenn man das alles weiß, ist es dennoch beeindruckend.
Sollte man also hinfahren? Wenn man sowieso in Argentinien ist, ja! Wenn nicht…? Naja, da das Wetter so tückisch ist, muss man sich das gut überlegen. El Chalten, die Trekking-Hauptstadt Argentiniens, ist dafür schon geeignet. Es gibt aber in Südtirol, Österreich und der Schweiz bessere und genauso beeindruckende Wandergebiete. Den Perito Moreno Gletscher per Transkontinentalflug und Weiterflug aus Buenos Aires zu besuchen, um dann mit etwas Pech bei Nieselregen und heftigem Wind 3 verwackelte Bilder zu machen, ist aus Klimawandel-Sicht schlicht Harakiri und Kamikaze in einem. Dann lieber in der warmen, gut isolierten Stube eine tolle Doku dazu anschauen!
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