5500km

Veröffentlicht von Admin - August 2, 2022

5500km - der Norden Argentiniens! 

Achtung! Langer Text! 

Was für eine Reise! Alle sagten, dass man den Norden Argentiniens sehen muss. Und dass man es nicht gut in Worte fassen kann - und - sie hatten Recht. Der Norden (oder besser Nordwesten) ist eine ganz eigene Region. Es beginnt mit den pampinen Sierren bei Cordoba, geht über die Dinosaurier-Canyons in La Rioja, durch die andinen Sierren bei Cafayate, nach Salta (La Linda!) in die Provinz Jujuy, die unglaublich schön ist, schon viel von Peru hat und mit über 4000 Meter Höhe auch konditionell herausfordernd ist. Aber der Reihe nach! 

Zunächst sind wir nach Villa General Belgrano gefahren, ein Dorf, das durch deutsche Einwanderer geprägt ist und ein anachronistisches Deutschlandbild transportiert, das man eigentlich nur belächeln kann. Schöner, kleiner und etwas weniger touristisch ist La Cumbrecita, aber auch hier wird D.A.CH. sehr stereotyp dargestellt.

Weiter geht es - gegen den Rat von Google Maps -  über einen Pass, der in einer Schotterstraße endet. 120 km “Ripio” sind kein Spaß, vor allem, wenn es Abend wird und man feststellen muss, dass sogar die sonst üblichen Stromleitungen am Straßenrand fehlen. Dann ist man schon am A… der Welt. Hier darf jetzt nix passieren, auch wenn wir zwei Ersatzreifen dabei haben… Wenn man dann Gatterzäune auf der Straße auf- und zumachen muss, weiß man, dass es wenigstens Kühe in der Nähe geben muss. Endlich in La Rioja und weiter am nächsten Morgen in den Talampaya Nationalpark - der nächste Fehler. An der Tankstelle ist viel los. Das reicht noch… Da kommt noch eine Tankstelle… Nein, bis zum Park (fast 200 km) kommt keine Tankstelle. Es wird sehr knapp… Wir fragen bei den Park Rangern. Ja, hmm, zur Zeit blöd. Im Park nix und nach Westen und Süden auch nix, vielleicht im Norden, der nächste Ort ist 50km weg. Wir haben ja Zeit. Also bleiben die Kinder und Betti mit Marvin im Park und ich fahre 100 km nur um zu tanken. Es klappt, aber ich bin das vorletzte Auto, das Sprit bekommt, das war knapp… Wir fahren im Vollmondlicht aus dem Park die 200km zurück nach La Rioja… Was für eine Erlebnis und was für ein toller Park! Es gibt hier sehr viele Dinosaurier Skelette aus der Zeit “vor” den Dinosauriern, also eine sehr alte Landschaft aus dem Permokarbon. Außerdem ist es ein Canyon und es gibt Petroglyphen der ersten Bewohner dieser Region. Sehr spannend!

Am nächsten Tag sind wir mutig. Wir fahren in die Termas de Santa Teresita, hab ich eher zufällig auf Google Maps entdeckt. In dem “Ort” endet die Straße, es gibt ein “Hotel” und darin die besagten Thermen und … Die sind wirklich schön, es ist warm, Kondore kreisen über uns, wir sitzen in der Sonne im warmen Wasser, so geht Urlaub.

Aber wir müssen noch weiter, bis Belén. Hier haben wir unser erstes Hostel. Die Unterkunft ist aber nicht im Hostel, sondern in einem “Privat”-”Haus”, einem sehr einfachen Zweiraum-Objekt in einer Gegend, die man in Buenos Aires als “Villa” (Armensiedlung) bezeichnen würde. Aber es geht irgendwie, es ist kalt, der Wasserhahn im Bad läuft durch, die Dusche lassen wir lieber zu. Allerdings nimmt der Wind stark zu. Wir erleben zum ersten Mal den “Zonda” - den Argentinischen Föhnsturm. Er ist heftig. Er reißt Schirme weg, wirft Auslagen um, wirbelt Staub auf, brennt in den Augen. Er begleitet uns auch den nächsten Tag auf der berühmten Ruta cuarenta der RN40, wahrscheinlich eine der spektakulärsten Straßen der Welt.

In Quilmes erfahren wir viel über das schreckliche Schicksal der indigenen Bevölkerung. Jetzt Cafayate. Das gefällt uns richtig gut. Tolles Essen, nettes Flair, gute Weine aus imposanten Weingütern und eine Landschaft! Die “Quebrada de conchas” und die “ Quebrada de Flechas” gehören zu den sehenswertesten Orten der Welt. Den nächsten Tag verbringen wir in Los Molinos, wieder gibt es sensationelles Essen und tolle Weine vom Weingut Colomé, das eines der höchstgelegenen der Welt ist und Spitzenweine produziert. Außerdem wird geritten und wir sehen einen magischen Sternenhimmel. Am nächsten Tag wieder das Benzinproblem, die weltweiten Konflikte - oder die lokale Korruption? - legen die Versorgung lahm. Wir stehen lange an einer Tankstelle in Catchi. Jetzt verlassen wir die RN40 und fahren über eine spektakuläre Passstraße nach Salta.

Die Stadt gefällt uns wirklich gut, obwohl alle Städte in Lateinamerika ja ziemlich ähnlich aufgebaut sind, hat diese Stadt Flair. Ähnlich wie Arequipa in Peru ist sie von Bergen umgeben, hat einen tollen Hauptplatz, viele Cafés und ist generell sehr “tranqui” (ruhig). Nun folgt der absolute Norden, die Gegend um Purmamarca, Tilcara und Humahuaca. Das kann man tatsächlich nicht beschreiben. Die Farben der Berge… die Kakteen, die Höhe, die Salzseen, das Coca,… Hier ist alles anders. Wir haben eine tolle Zeit und erleben große Abenteuer. Zum Glück kennen wir die Gefahren und retten so eine andere Touristin aus einer lebensbedrohlichen Lage.

Jetzt geht es zurück. Zunächst Tucuman, die Stadt, in der Argentinien gegründet wurde, ein Paradies für meine patriotische Tochter… 

Weiter über Termas de Rio Hondo, der größten Spa-Stadt Argentiniens mit 40.000 Betten (und Austragungsort des MotoGP), Cordoba-Stadt und dann zurück nach Buenos Aires - 5500km - eine unglaubliche Reise. Es hat alles gut geklappt. Wir hatten keinen Platten, zwei Reifen helfen da immer. Wir hatten wenig Streit im Auto (von Ausnahmen abgesehen). Wir hatten einen tollen Mitreisenden Babysitter - unseren Marvin. Insgesamt eine unvergessliche Reise in einer unbeschreiblichen Landschaft!

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